Geschäftsmodell Deutschland auf dem Prüfstand Teil 2
84. Führungsgespräch | März 2025
Am 27. und 28. März 2025 fand das 84. Führungsgespräch der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Leipzig statt. Aufbauend auf dem vorangegangenen Gespräch stand erneut das Thema „Geschäftsmodell Deutschland auf dem Prüfstand“ im Zentrum. Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft diskutierten die zentrale Frage: Wie bleibt Deutschland in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche wettbewerbsfähig und zukunftsfähig?
Ausgangslage: Deutschland unter Veränderungsdruck
Dr. Christian Ketels (World Bank Group & Stockholm School of Economics) eröffnete mit einer Standortbestimmung: Deutschland steht vor einem tiefgreifenden Strukturwandel. Pandemie-Folgen, geopolitische Spannungen, Klimaziele und technologische Disruptionen erhöhen den Reformdruck. Drei Leitfragen prägten den Austausch:
- Wohin investieren?
- Wie Marktkräfte sinnvoll nutzen?
- Wofür will Deutschland international stehen?
Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg (HHL Leipzig Graduate School of Management) präsentierte aktuelle Ergebnisse eine Bevölkerungsbefragung, wie die Deutschlanden die Zukunftsperspektiven ihres Landes einschätzen und welche Herausforderungen schnell gelöste werden müssen. Die WiGe-Studie 2025 zeigte: Die wirtschaftliche Lage wird kritisch gesehen. Handlungsfelder sind Bildung, politische Stabilität, Gesundheit und Friedenssicherung. Die Studienergebnisse wurden auch nach verschiedenen Generationen differenziert betrachtet und lieferten die Grundlage für die weiterführende Diskussion.
Generationen, Innovation und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Im Kamingespräch diskutierten Dr. h.c. Thomas Sattelberger (ehem. MdB & Vorstandsmitglied in Dax-Konzernen) und Dr. Christian Ketels unter Moderation von Dr. Sebastian Dettmers und Melina Gmeiner die Rolle von Innovation und Vertrauen in Politik und Wirtschaft. Die junge Generation fordert klare Visionen und Beteiligung.
Dies machte Darius Göttert Co-Founder & CEO von inGemeinschaft) in einem Impuls deutlich: Bürokratieabbau und Förderung von Gründungsinitiativen sind Schlüssel für mehr Innovationskraft. Gesellschaftlicher Wandel gelingt nur im Miteinander der Generationen.
Unternehmerische Perspektiven: Spezialisierung und Standortstärkung
In Panels mit Rüdiger Mohr (CLAAS), Christian Böllhoff (Prognos AG) und Dr. Jochen Peter (ZEISS Gruppe) wurden Antworten auf internationale Wettbewerbsherausforderungen diskutiert. Der Fokus auf Spezialisierung, Innovation und Kooperation wurden von den Repräsentanten der deutschen Hidden Champions als besonders relevant herausgearbeitet. Gleichzeitig bleibt die Stärkung des Standorts Deutschland dringlich, um Abwanderung zu verhindern.
Politische Rahmenbedingungen und internationale Herausforderungen
Sigmar Gabriel (ehem. Parteivorsitzender der SPD, Vizekanzler und Bundesminister a D. & Vorsitzender der Atlantik-Brücke e. V.) moderiert von Hans-Hermann Tiedje betonte die Notwendigkeit einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik und gezielter Investitionen, insbesondere in Bildung, KI und innere Sicherheit. Themen wie Migration, demografischer Wandel und geopolitische Verschiebungen erfordern strategische Antworten.
Wohnen und soziale Stabilität
Rolf Buch (Vonovia SE) und Dr. Christian Ketels thematisierten die Zukunft des deutschen Immobilienmarktes. Marktwirtschaftliche Prinzipien und soziale Stabilität müssen in Einklang gebracht werden. Internationale Beispiele zeigen alternative Wege.
Fazit: Mut zur Veränderung
Das 84. Führungsgespräch machte deutlich: Deutschland braucht Mut zu Reformen, Generationengerechtigkeit und eine klare Zukunftsstrategie. Nur durch gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern. Die Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen wird nicht zum Ziel führen. Vielmehr muss Deutschland einen strategischen Pfad für seine Zukunftsfähigkeit definieren und konsequent umsetzen.
Welche strategischen Prioritäten für den Standort Deutschland zu definieren sind, wurde in einem Grundsatzpapier der WiGe niedergeschrieben.
Das von der WiGe erstellte Grundsatzpapier für ein zukunftsfähiges Deutschland sowie die Ergebnisse der begleitenden Standortanalysen sind unter folgendem QR-Code downzuloaden: