Sustainability: Bestands­aufnahme und Bedeutung für die marktorientierte Unternehmens­führung

80. Führungsgespräch | Mai 2022

Zukunft braucht Herkunft – 40 Jahre Wissenschaftliche Gesellschaft

Seit ihrer Gründung im Jahre 1981 bietet die Wissenschaftliche Gesellschaft für marktorientierte Unternehmensführung (WiGe) Führungspersönlichkeiten und Wissenschaftlern eine einzigartige Dialogplattform, in der Zukunftsthemen und Führungsherausforderungen kritisch diskutiert werden. „Letztlich ging es darum, Theorie und Praxis zusammenzubringen, damit die Wissenschaft nicht in ihrem Elfenbeinturm verharrt!“ betonte Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Heribert Meffert im Auftaktgespräch zum Jubiläumsempfang mit dem Vorstandsvorsitzenden der WiGe, Dr. Jürgen Meffert. Die drei zentralen Ziele sind dabei stets:

 

  • Förderung der Kontakte und des Erfahrungsaustausches zwischen Wissenschaft und Praxis
  • Förderung der Forschung und Lehre auf dem Gebiet der marktorientierten Unternehmensführung
  • Nutzbarmachung und Verbreitung von Erkenntnissen für die Lösung praktischer Problemstellungen

 

In der Anfangsphase der WiGe überwogen Fragestellungen des B2C-Marketings. Darauf aufbauend wurde der Fokus auf das Investitionsgüter-Marketing erweitert, welchen Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Backhaus an der Universität Münster aufgebaut hat. Das Thema Nachhaltigkeit war damals wie heute aktuell. Die WiGe hat sich seit den 80er-Jahren in regelmäßigen Abständen dem Thema Umweltmanagement und Nachhaltigkeit gewidmet. Als Vorreiter auf diesem Gebiet konnten bereits in den Gründerjahren mit intelligenten Marketingstrategien einen Wettbewerbs- und Umweltvorteil realisieren. Das 40-jährige Bestehen der Wissenschaftlichen Gesellschaft beweist für beide Seiten, – sowohl Praxis als auch Wissenschaft – welchen unermesslichen Wert das Netzwerk geschaffen hat.

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Sustainability – Transformationsprozess in eine neue, nachhaltige Weltordnung

Nachhaltige Transformationsprozesse standen im Mittelpunkt des 80. Kamingespräches der WiGe, zu dem Prof. Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group und Harald Kujat, General der Luftwaffe a. D. unter Moderation von Astrid Frohloff eingeladen wurden. Der Angriffskrieg von Russland in der Ukraine verändert die Weltordnung grundlegend. Deshalb stellt sich die Frage, welche Auswirkungen hiervon auf nachhaltige Transformationsprozesse ausgehen, die angesichts des voranschreitenden Klimawandels und der sich abzeichnenden Ressourcenengpässe dringender denn je eine Umsetzung erfahren müssen. Harald Kujat betonte dazu, dass diese Krise den Übergang zu einer neuen Weltordnung markiere. Russlands Bestreben, die Mächteverhältnisse zu verschieben, stehe hier im Mittelpunkt, besonders in Bezug auf eine neue Sicherheitsstruktur in Europa. Er ordnete China dabei eine Beobachterrolle zu, da es sich weder zur russischen noch zur westlichen Seite bekenne.

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Sustainability – Fakten als Grundlage für eine ehrliche Auseinandersetzung

Die Auseinandersetzung mit nachhaltigen Transformations-prozessen erfordert vielfältige Maßnahmen. Um diese effektiv und effizient ausrichten zu können, bedarf es zunächst einer fakten- und evidenzbasierten Bestandsaufnahme. Hierzu wurden renommierte Wissenschaftler sowie Unternehmer zu Wort gebeten. Prof. Thomas Bruckner (Universität Leipzig) erläuterte hierzu die Aufgaben seines Forschungsinstituts. Neben dem Fokus, nachhaltigere Wärmeenergie zu gewinnen und innovative Einsatzgebiete für Wasserstoff zu finden, beschäftigt er sich mit Fragestellungen, wie die Fluktuation erneuerbarer Energien auszugleichen und die Infrastrukturen der Städte von morgen zu gestalten sind. Gerade die kommenden Jahre würden hinsichtlich der globalen Erwärmung kritisch werden, insbesondere wenn es um das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels geht.

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Net Zero Transformationspfade als Orientierungsrahmen

Stefan Helmcke (McKinsey & Company, Wien) referierte zu der Kennzeichnung der Faktenlage und Optionen zur Umsetzung von Net Zero-Transformationspfaden. Er eröffnete mit dem Statement, dass es kein Unternehmen gebe, bei welchem Nachhaltigkeit nicht im Kern einer Unternehmensstrategie verankert sein sollte bzw. muss. Zu oft würden Unternehmen dem Nachhaltigkeitsanspruch mit defensiven Strategien begegnen, welche keinen Beitrag zur Profitabilität leisten. Der Fokus müsse in Unternehmen darauf liegen, dass eigene Leistungsportfolio entsprechend anzupassen und den Value Pool nachhaltig auszurichten (bspw. bei Immobilien oder Transportketten). Mit Blick auf die Nachhaltigkeits-anforderungen sei auch von Wichtigkeit, Assets zu dekarbonisieren. Hier könne an jeglichen Produkten analysiert werden, wie viel CO2 anfällt und was das Einsparungspotential betreffe. Kunden wären heute vielfach dazu bereit, einen Premiumpreis für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Allerdings sei es elementar, dass Unternehmen nachhaltige Leistungsangebote glaubhaft am Markt positionieren können. Erst dann seien multiple Uplifts möglich.

Stefan Helmcke, Senior Partner bei McKinsey & Company, Wien
Stefan Helmcke, Senior Partner bei McKinsey & Company, Wien

Nachhaltige Transformationspfade der Automotive-Industrie

Im vorletzten Panel des 80. Führungsgespräches standen die Transformationspfade der deutschen Automobilindustrie im Mittelpunkt der Diskussion. Dr. Thomas Becker (BMW AG) merkte hier an, dass es in der Automobilbranche vor allem wichtig sei, den CO2-Fußabdruck aus den Automobilteilen zu reduzieren. Nach dem Stand der aktuellen Planung, wird der Produktionsprozess des Materials für die Fahrzeuge in fünf Jahren mehr CO2 verursachen als ihr Verbrauch auf den Straßen. Bezugnehmend auf das Kamingespräch des vorangegangenen Abends wurde die Frage gestellt, ob es sinnhaft wäre, nur noch mit demokratisch agierenden Ländern zu handeln. Laut Dr. Manuel Kallweit (VDA e.V.) wäre dies kontraproduktiv, da weniger als 50% aller Länder demokratisch geprägt seien. Es sei eher wichtig, sich darauf zu besinnen, was Deutschland als großer Wirtschaftsstandort kann und welche Erfolgsfaktoren es gibt, nachhaltige Transformationspfade in allen Ländern der Welt zu begleiten. Mit Blick auf die Mobilitätswende ist hier vor allem auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur ein Kernpunkt. Langwierige Genehmigungsverfahren würden den Ausbau weitestgehend hindern, pro Woche kämen gerade einmal 330 Ladepunkte hinzu – eine Zahl, die sich versiebenfachen müsse, um bis 2030 gerüstet zu sein. Dies und die noch relativ geringe Reichweite sorgen dafür, dass die Akzeptanz nur langsam steige. Albrecht Reimold (Porsche AG) sehe in dieser Art der Mobilität jedoch die Zukunft. Wasserstoff würde mit Blick auf die Automobilindustrie seiner Meinung nach erst einmal eine Sekundärtechnologie bleiben.

Nachhaltigkeit braucht Energie – Transformationspfade auf dem Prüfstand

In der letzten Gesprächsrunde des Jubiläumsführungsgespräches wurde die Thematik der Energiewende und deren Transformationspfade genauer beleuchtet. Zur Sprache kam, ob der Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie möglicherweise verfrüht war. Thomas Birr (E.ON) sehe sein Unternehmen hier klar im Wandel und negiert somit die Annahme. Das Unternehmen setze vor allem auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Wachstum. So sieht es auch Ulf Middelberg (Leipziger Versorgungs- & Verkehrsgesellschaft): multimodale Plattformen und Sharing-Konzepte sind für die Zukunft unerlässlich. Das Automobil sei bald nicht mehr das geeignete Fahrzeug für Städte. Durch den weiteren Ausbau von grüner Energie werden im ÖPNV hierdurch bald ganze Flotten bedient werden können. Die Einwohner müsse man dabei selbstverständlich bei der Planung und Umsetzung mit einbeziehen, gab Christophe Hug (Thilia GmbH) dabei zu verstehen. Es sei daher vorteilhaft individuelle Pläne zu machen anstatt allgemeine Konzepte für jede Stadt. Dennoch würde es dann weiterhin an grüner Energie fehlen. Um diese für ganz Deutschland zur Verfügung zu stellen, würde es nicht ausreichen Dächer mit Fotovoltaikanlagen zu versehen und die Windanlagen zu verfünffachen. Daher bestehe hier die Wichtigkeit diese grüne Energie von außerhalb Deutschlands zu beziehen.

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exklusiv für Sie:

Nachhaltigkeit par Excellence

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Nachhaltigkeit in der bildenden Kunst

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40 Jahr WiGe – Ein Blick in die Zukunft

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Dokumente zu dem Führungsgespräch finden Sie hier:

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